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- So machen Sie den
- Kleinen das Essen
- schmackhaft
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ERFASST VON
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- Renate Schnapka am
- 04.02.97
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Zubereitung:
Mein Kind will nur Pommes, Schokolade und Gummibärchen. Statt Gemüse
lieber Big-Mac, statt Fisch, Kartoffeln und Salat lieber Pommmes.
Die Kostvorlieben ihrer Kinder lassen Eltern oft schier verzweifeln.
Mama, ich mag doch kein gekochtes Rindfleisch, und der doofe
Brokkoli schmeckt mir auch nicht! Der achtjährige Benjamin stochert
lustlos im Essen herum und lässt mehr als deutlich erkennen, dass er
seinen Hunger wahrscheinlich schon mit ganz anderen Lebensmitteln
gestillt hat. Sehr zum Leidwesen seiner Mutter, die sich immer
grosse Mühe gibt, ihrer Familie täglich eine frische, vitamin- und
mineralstoffreiche Kost auf den Tisch zu bringen. Doch die Vorlieben
ihres Sohnes führen fast jeden Mittag zu den gleichen Diskussionen:
Kind, so iss doch endlich mal vernünftig und gesund. Du kannst Dich
doch nicht immer nur von Süssigkeiten und Fastfood ernähren! Aber
Benjamin kontert: Dann koch' mir hal tSpaghetti mit Tomatensauce.
Oder lass uns Currywurst mit Pommes holen oder einen Hamburger!
FRÜHKINDLICHES LERNVERHALTEN: Diesere Dialog stellt keinen
Einzelfall dar. Er kommt in ähnlicher Form in unzähligen Familien
vor. Wohl kaum ein Thema bietet soviel Zündstoff für
Erziehungsdramen und Eltern-Kind-Konflikte wie die Frage der
richtigen Ernährung. Doch warum kommt es überhaupt zu dieser
Dauerdebatte, warum weichen die Vortellungen der Kids derartig von
den Wünschen der Eltern ab? Der Leiter der Forschungsstelle für
Ernährung an der universität Göttingen, Prof. Dr. Volker Pudel,
sieht die Ursachen dafür vor allem in der frühen Entwicklung des
kindlichen Essverhaltens. Dabei spielen Lernvorgänge eine
ausschlaggebende Rolle, so der Experte in Sachen
Ernährungspsychologie, sie prägen die Essgewohnheiten sowie
bestimmte Vorlieben. Am Beispiel Süssigkeiten wird dies besonders
deutlich: Süsse Nachereien werden häufig als kleine Belohnung für
gute Leistungen eingesetzt oder auch als Trostpflaster, wenn etwas
Negativ vorgefallen ist. Das Kind lernt also, Süssigkeiten mit
positiven Erfahrungen zu verbinden und als Ausgleich für Belastungen
zu nutzen. Und diesem Lernprozess ist später kein noch so
machtvolles Elternwort gewachsen.
ESSEN ZUR IMAGEPFLEGE: Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Prägung
durch die Umwelt. Nahrungsmittel haben ein gesellschaftliches Image,
sagt Prof. Pudel, und das werde massgeblich durch die Werbung
geprägt, aber auch durch die Kameraden in Kindergarten und Schule.
Man ist, was man isst. Das geht nicht nur Erwachsenen so. Was für
uns Hummer, Steak oder Champagner, ist für die Kids Cola, Pizza und
Big-Mac. Diese Nahrungsmittel haben in der Welt der Kleinen ein
hohes Sozialprestige, weil sie in der Gemeinschaft in Kindergarten
und Schule anerkannt sind. Ist also keine Beeinflussung und Änderung
möglich? Doch, mit wenigen Regeln, ein paar Tricks und einer
gezielten Erziehungsstrategie lässt sich viel erreichen. Nachstehend
finden Sie Tips, wie sich Ihre Ernährungsideale und die Ihrer Kinder
vereinbaren lassen. SO MACHEN SIE DEN KLEINEN DAS ESSEN SCHMACKHAFT:
Finger weg von der Schokolade! Süssigkeiten sind von jeher ein
Streitpunkt in der Familie. Einfach verbieten? Das macht sie noch
attraktiver. Prof.Pudel plädiert für felxible Kontrolle statt
rigider Vrbote. Das heisst, die Nascherei etwas steuern. Also: eine
Tafel Schokolade für eine ganze Woche. Wenn das Kind selbst verfügen
kann, wird es sich die Menge einteilen. Und schon ist der Effekt des
Masshaltens erreicht. Iss das doch, das ist gesund! Nichts ist so
langsweilig wie Gesundes. Das liegt an unserer Kultur, in der
Gesundheit meist mir Askese, Verzicht und Unlust gelichgesetzt wird.
Deshalb: Gehen Sie nicht zu dogmatisch an die Ernährungserziehung
heran. Versuchen Sie, Ihrem Kind den Salat, das Glas Milch oder den
Gemüseteller ganz beiläufig anzubieten. Und wenn's nicht gleich
klappt - vielleicht beim nächsten Mal.
Jetzt koste doch wenigstens mal! Zum Verzweifeln, wenn die Kinder
immer das Gleiche essen wollen, vorzugsweise Spaghetti mit
Tomatensauce oder Pommes. Abwarten - irgendwann wird alles
langweilig, selbst das Lieblingsgericht. Versuchen Sie es mit
Varianten, z.B. Vollkornnudeln oder Gemüsestücken in der Sauce. Wenn
ich das tü, krieg' ich dann ein Eis? Nascherei als Belohnung - eine
weitverbreitete Erziehungsmassnahme. Aber Vorsicht: Ganz unmerklich
vollzieht sich hier so etwas wie eine klassische Konditionierung.
Gutes, braves Verhalten wird mit Süssigkeiten gleichgesetzt,
schlechtes geht mit Verzicht einher. Das Süsse kann so zur Droge
werden, mit der man sich später als Erwachsener selbst belohnt und
auch Konflikte kompensiert.
Oh, da ist aber viel Fett drin! Analysieren Sie gemeinsam mit Ihrem
Kind Nahrungsmittel, beispielsweise beim Einkaufen oder zu Hause
beim Zubereiten. Kinder sind wissbegierig, und hier lernen sie, mit
der Ernährung umzugehen und zu verstehen, warum etwas zu viel oder
schädlich ist.
Seeräuberpfanne, Drachenknödel, Prinzensalat. Kinder sind kreativ,
und Kinder kochen gern. In gemeinsamen Küchen-Aktionen und mit
witzigen Rezepten können sie beides ausleben. Also, kochen Sie
zusammen mit Ihrem Kind, der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.
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