Wenn man die Worte hört "Denk ich an Deutschland in der Nacht.." oder "Ich hatte einst ein schönes Vaterland" oder die "Lorelei" hört, denkt man automatisch an den bekanntesten Düsseldorfer Dichter: Heinrich Heine.
Heine schrieb im Laufe seines bewegten Lebens unzählige Gedichte. Anfangs waren es nur romantische Gedichte, die heute teilweise recht lächerlich wirken. Später hatten seine Werke mehr inhaltlichen Wert und waren von Sarkasmus und Hohn gegenüber der deutschen Gesellschaft geprägt. Viele Schriften wurden deshalb verboten oder wurden durch die preußische Zensur stark verunstaltet.
Düsseldorf besuchte er 1820 zum letzten Mal. Seine Eindrücke aus seinen weiteren Deutschlandreisen schrieb er z.B. in der "Harzreise" nieder, eines seiner bekanntesten Werke.
Viele seiner Werke erschienen in deutscher und französischer Sprache. Frankreich war nämlich der Ort, wohin er ging, als 1831 zum ersten Mal ein Buch von ihm (Reisebilder IV) beschlagnahmt wurde, und er keine Chance sah, sich in Deutschland beruflich zu etablieren.
Trotzdem hat er seine Erinnerungen an Deutschland und besonders an seine Geburtsstadt Düsseldorf nie vergessen, sondern er schrieb in verschiedenen Schriften seine Erinnerungen nieder. Dazu gehört auch "Ideen. Das Buch Le Grand".
Ein Überblick über seine Werke gibt die Zeittafel. Zusätzlich werden Kurzinformationen zu verschiedenen Schriften gegeben, einzelne Textauszüge können auch aufgerufen werden.
Die Profis der Heinrich-Heine-Gesellschaft, des Heinrich-Heine-Instituts und der Uni Trier haben sich inzwischen daran gemacht, das Werk Heines zu digitalisieren. Das Ergebnis ist "Das Heinrich-Heine-Portal".
Zeittafel
Entstehung der wichtigsten Werke Heinrich Heines
1821 Almansor
1822 Gedichte
1823 Tragödien nebst einem lyrischen Intermezzo (u.a. Lore- Ley)
1826 Reisebilder I (u.a. Harzreise)
1827 Buch der Lieder und Reisebilder II (u.a. Ideen. Das Buch Le Grand, Buch der Lieder)
1829 Reisebilder III (u.a.Bäder von Lucca)
1831 Reisebilder IV (u.a. Englische Fragmente)
1833 Französische Zustände. Der Salon I ( Aus den Memoiren des Herren Schnabelewopski)
1834 Der Salon II : Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland
1835 Verbot der Schriften Heines wegen eines Bundestagsbeschlusses.
1836 Die Romantische Schule 1837 Der Salon III (u.a. Florentinische Nächte, Elementarregister, 2. Auflage Buch der Lieder)
1840 Ludwig Börne, Der Salon IV (u.a. Der Rabbi von Bacharach)
1844 Neu Gedichte und Deutschland. Ein Wintermärchen. (Nachtgedanken)
1847 Atta Troll. Ein Sommernachtstraum. Der Doctor Faust (franz., 1851 in dtsch.)
1851 Romanzero
1854 Vermischte Schriften I- III (u.a. Geständnisse, Lutetia)
1855 13. Auflage Buch der Lieder
Kurzinformationen
1826 Harzreise
Reisebeschreibung
In der Berliner Zeitschrift "Der Gesellschafter oder Blätter für Geist und Herz" 1826 erschienen. Im gleichen Jahr erschienen seine Reiseerinnerungen als erster Teil der mehrbändigen "Reisebilder" (1826-30) in Hamburg in vollständiger Version. Ein darin enthaltenes Prosastück machte Heine in der literarischen öffentlichkeit bekannt. Das Werk schildert die Fußreise von Göttingen aus durch den Harz. In der Zeit von September und Oktober 1824 führte ihn seine Reise über Northeim, Osterode, Clausthal und Goslar zum Brocken und ins Ilsetal. Er gebraucht "komisch-satirische" Stilmittel, lyrische Passagen und subjektiv- assoziative Betrachtungen zu einem ironischen Zeit- und Sittenbild. Durch die preußische Zensur wurde das Stück stark entstellt.
1827 Das Buch der Lieder
Gedichte.
Die Sammlung fasste den wesentlichen Ertrag früherer Lyriksammlungen Heines zusammen: "JUNGE LEIDEN"(1826-1821, Die beiden Grenadiere, Belsazar, Don Ramiro); "LYRISCHES INTERMEZZO"(1822, Sie saßen und tranken am Teetisch, Lehn deine Wang, Auf Flügeln des Gesanges, Aus meinen Tränen sprießen, Ein Jüngling liebt ein Mädchen); "DIE HEIMKEHR"(1823, Band 1 der «Reisebilder», Du bist wie eine Blume, Ich weiß nicht, was soll es bedeuten, Das Meer erglänzte weit hinaus, Ratcliff Almansor, Die Wallfahrt nach Kevlaar); "AUS DER HARZREISE" ( 1826, Band 2 der >Reisebilder<); "DIE NORDSEE"(1827, Band 2 der >Reisebilder<) Die drei ersten Teile beziehen sich auf Heines unglückliche Liebe zu Amalie Heine und enthalten die bekanntesten Liebesgedichte und Balladen Heines. Beherrschung der romantischen Stimmungs- und Stilmittel. Die Natur durchdrungen von den subjektiven Gefühlen des Dichters. Motiv der Traumbilder: die Gefühle sind in Bilder, Visionen verwandelt. Verwendung wirksamer Antithesen. Einfluss des Volksliedes: unreine Reime als bewusstes Stilmittel. Weltschmerzliche Grundhaltung: Einfluss Lord Byrons. Der häufig durchbrechende stimmungsauflösende Witz, Weiterführung der romantischen Ironie. Entstanden aus der Aufgeschlossenheit für die Wirklichkeit und aus Abwehr gegen das eigene Gefühl. Später immer bewusster eingesetzt. Häufig Gedichte ohne Überschriften, die auf diese Weise fragmentarisch oder als Teil eines größeren wirken, z.T. zu Zyklen geordnet.
1831 Reisebilder
Prosasammlung
Die Sammlung erschien in den Jahren 1826 bis 1831 in vier Teilen. Band 1: Die Heimkehr - Die Harzreise - Die Nordsee I und II Band 2: Die Nordsee III - Ideen. Das Buch Le Grand - Neuer Frühling Band 3: Italien 1828 - I. Reise von München nach Genua - II. Die Bäder von Lucca Band 4: Italien 1828 - III. Die Stadt Lucca - Englische Fragmente Sämtliche Gedichte des ersten Bandes sind auch als eigener Zyklus im "Buch der Lieder" zu finden und der Zyklus "Neuer Frühling" in "Neue Gedichte".
1835 Die romantische Schule
Literaturgeschichtliche Schrift
Die endgültige Fassung dieses Werkes war nach mehreren Anläufen 1835 fertiggestellt. Sie wurde aber noch im gleichen Jahr verboten.
1837 Elementarregister
Essay
Vollständige deutsche Fassung 1837 im 3. Band des Salon veröffentlicht. Ein Teil der Schriften existierte bereits 1834 auf Französisch. Herausgegeben wurde das Werk zusammen mit der französischen Fassung der "Romantischen Schule" und " Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland".
1840 Der Salon
Vierbändiges Sammelwerk von Heinrich Heine aus den Jahren 1834- 1840
Sie ist eine Sammlung "einzelner hervorragender schriftstellerischer Gemälde", wie es E. Elster einmal sagte. Der Titel und die Idee dieses Werkes entstanden bei Heines erstem Besuch im Louvre, wo Heine im "Großen Saal", bzw. Salon eine Ausstellung zeitgenössischer Künstler sah. Allerdings wurde seine Schrift am 6. Dezember 1833 zusammen mit der 2. Auflage der "Reisebilder III und IV" in Preußen verboten.
1840 Der Rabbi von Bacharach
Romanfragment in 3 Kapiteln aus dem Jahr 1840
Durch seine Mitarbeit im "Berliner Verein für Cultur und Wissenschaften" wurde Heine mit den Problemen der Judenverfolgung konfrontiert. Zu der Zeit entstand die Idee des Romans. Erst 1824 begann er mit der Verwirklichung seiner Idee, brach die Arbeit aber Anfang 1826 wieder ab. 1832 zerstörte Heine vermutlich den größten Teil , nahm aber einige Zeit später die Arbeit wieder auf. 1840 stellte er seinem Verleger den Roman vor, der dann im 4. Band des "Salon" veröffentlicht wurde. Langes eingehendes Quellenstudium. Stoff von aktueller Bedeutung: Unterdrückung der Juden. Das Problem jedoch in die Vergangenheit verlegt, belebt durch Einflechten von Beobachtungen aus dem Gegenwärtigen Leben. Unter Zurückdrängung der sonst betonten Subjektivität gebändigte historisch-gedämpfte casino online Schilderung.
1840 Ludwig Börne. Eine Denkschrift
Autobiographische sowie zeitgeschichtliche Schrift in fünf Büchern.
Es wird das Verhältnis zwischen Ludwig Börne und Heinrich Heine vor dem politischen Hintergrund der Julirevolution 1830 geschildert. Die beiden waren bis 1827 gute Freunde, entfremdeten sich aber immer mehr, bis sie Gegner wurden.
1843 Atta Troll. Ein Sommernachtstraum
Literarisch- satirisches Versepos in 27 Kapiteln, vierzeilige Strophen in reimlosen Trochäen.
Ersterscheinung 1843 in der "Zeitung für die elegante Welt", 1847 als Buch. Heine wurde zum Schreiben angeregt durch den Aufenthalt Freiligraths in der Hütte eines Bärenjägers in den Pyrenäen. Er parodiert Herders Cid-Romanzenform, zugleich das "biedermeierliche" Versepos. Geschichte des Tanzbären, der seinem Führer entläuft, in die Pyrenäenheimat zurückkehrt, dort politische Vorträge hält und schließlich erschossen wird. Der Tanzbär ist der "Tendenzbär", seine Kunststücke sind die plumpe politische Tendenzpoesie, gegen die ATTA TROLL sich vorwiegend richtet. Des Bären Erlebnisse geben Anlass zur Verspottung verschiedener zeitgenössischer literarischer Richtungen. Reimlose, trochäische, vierzeilige Strophen, gegen Freiligraths reimklingende "Janitscharenmusik".
1844 Neue Gedichte
Geplant 1837 als Anhang zum Buch der Lieder Band II. Heine hielt das Buch auf Anraten Gutzkows, der an dem Zyklus "Verschiedene" Anstoß nahm, zurück, auch machte die Zensur Schwierigkeiten. Inhalt der Sammlung größtenteils schon vorher in anderen Werken veröffentlicht: "Neuer Frühling" in Reisebilder, 1831; "Verschiedene" in Der Salon Band I, 1834; "Romanzen" in Der Salon Band IV. Neuer Frühling setzt den Ton des Buches der Lieder fort. In Verschiedene besingt Heine Schönheiten des Pariser Boulevards. Der Teil Romanzen enthält neben Balladen (u.a. Ritter Olaf, Frau Mette) auch Zeitkritik. Die Zeitgedichte sind die bissigsten Satiren, die Heine unter dem Einfluss von Karl Marx schrieb. Die schärfsten dieser Gedichte mussten wegen der Zensur zurückgenommen werden und wurden erst in der "Nachlese" aus dem Nachlass veröffentlicht. Neben Kritik ist aber auch viel Liebe zu Deutschland zu finden: "Ich hatte einst ein schönes Vaterland"; "Nachtgedanken"
1844 Deutschland. Ein Wintermärchen
Politisch- satirisches Versepos in 27 Kapiteln.
Verschiedenes von der Zensur gestrichen, obwohl Heine es zur Vorsicht zusammen mit der Sammlung "Neue Gedichte" drucken ließ; im selben Jahr auch ungekürzt in der Pariser revolutionären Zeitschrift nach einer Überarbeitung im Mai. Reiseeindrücke der Reise von Paris nach Hamburg im Herbst 1843 bilden den äußeren Rahmen; scharfe Kritik an Deutschland vor allem an Preußen. Ideen des Saint-Simonismus, mit dem Heine in Verbindung stand. Heine selbst sagte: "Da das Opus nicht bloß radikal, revolutionär, sondern auch antinational ist, habe ich die ganze Presse gegen mich." Umfaßt 20 Gedichte und einen Schlusshymnus; vierzeilige Strophen in gereimten Versmaß.
1847 Der Doctor Faust
Der Titel lautet weiter: Ein Tanzpoem nebst kuriosen Berichten über Teufel, Hexen und Dichtkunst
Die französische Ausgabe erschien 1847 als Geheimdruck, um sich die Bühnenrechte zu bewahren. Die deutsche überarbeitung wurde 4 Jahre später herausgegeben. Im Jahre 1846 fing er bereits an, das Theaterstück für den Londoner Theaterdirektor zu schreiben. Die Aufführung des Stücks erforderte sehr aufwendige technische Mittel, die erst um die Jahrhundertwende gegeben waren. So wurde "Der Doctor Faust" erst 1900 in ein Bühnenstück umgesetzt.
1851 Romanzero
Gedichtzyklus
Heinrich Heine arbeitete an diesem Werk von 1844 bis 1851. Der "Romanzero" ist in drei Teile unterteilt: 1. Historien, 2. Lamentationen, 3. Hebräische Melodien. Heine sagte, der Romanzero schildert "die aus den Fugen geratene Welt". Die bekanntesten Gedichte hieraus sind: "Geoffrey Rudèl und Melisande van Tripoli", "Der Ungläubige", "Der Abgekühlte" und "Jehuda ben Halevy"
1854 Geständnisse
Autobiographische Schrift
Dieses Werk, das wichtigste Selbstzeugnis Heines, schrieb er 1854. Zu der Zeit litt er schon unter seiner schweren, unheilbaren Krankheit. Geplant war die Schrift als Einleitung der 2. Auflage von "De l' Allemagne depuis Luther", erschien in der deutschen Fassung allerdings unter den "Vermischten Schriften"
1854 Lutetia.
Berichte über Politik, Kunst und Volksleben
61 Journalistische Korrespondenzen. Bereits zwischen 1840 und 1843, als Heine Pariser Korrespondent für die Augsburger "Allgemeine Zeitung" war, entstand dieses Werk. Doch wurde der Artikel wegen seiner Beschreibung der politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Lebens in Frankreich stark zensiert. Zehn Jahre später, als Heine in der "Matratzengruft" lag, trug er die einzelnen Schriften zusammen, überarbeitete sie und veröffentlichte sie 1854 in den "Vermischten Schriften".
Hier sind einige Gedichte und Auszüge aus Heinrich Heines Werken zu finden. Klicken sie auf das Symbol vor dem Namen des jeweiligen Textes um ihn zu öffnen.
Textauszug:
Atta Troll. Ein Sommernachtstraum
Eigenthum!
Recht des Besitzes!
O, des Diebstahls!
O, der Lüge!
Solch Gemisch von List und Unsinn
Konnte nur der Mensch erfinden.
Keine Eigenthümer schuf
Die Natur, denn taschenlos,
Ohne Taschen in den Pelzen,
Kommen wir zur Welt, wir alle.
Keinem von uns Allen wurden
Angeboren solche Säckchen
In dem äußern Leibesfelle,
Um den Diebstahl zu verbergen.
Nur der Mensch, das glatte Wesen,
Das mit fremder Wolle künstlich
Sich bekleidet, wußt' auch künstlich
Sich mit Taschen zu versorgen.
Eine Tasche! Unnatürlich
Ist sie wie das Eigenthum,
Wie die Rechte des Besitzes -
Taschendiebe sind die Menschen!
Textauszug:
Ich hatte einst ein schönes Vaterland
Ich hatte einst ein schönes Vaterland.
Der Eichenbaum
wuchs dort so hoch, die Veilchen nickten sanft.
Es war ein Traum.
Und als ich nun ins ferne Ausland kam,
da war ein Mädchen zauberschön
und blond von Haar zu seh'n.
Es war ein Traum.
Das küßte mich auf deutsch, und sprach auf deutsch
(Man glaubt es kaum,
wie gut es klang) das Wort: "ich liebe dich!"
Es war ein Traum.
Textauszug:
Lore-Ley
Ich weiß nicht, was soll es bedeuten,loreley1
Daß ich so traurig bin;
Ein Märchen aus alten Zeiten,
Das kommt mir nicht aus dem Sinn.
Die Luft ist kühl und es dunkelt,
Und ruhig fließt der Rhein;
Der Gipfel des Berges funkelt
Im Abendsonnenschein.
Die schönste Jungfrau sitzet
Dort oben wunderbar,
Ihr gold'nes Geschmeide blitzet,
Sie kämmt ihr gold nes Haar.
Sie kämmt es mit goldenem Kamme,
Und singt ein Lied dabei;
Das hat eine wundersame,
Gewaltige Melodei.
Den Schiffer im kleinen Schiffe
Ergreift es mit wildem Weh;
Er schaut nicht die Felsenriffe,
Er schaut nur hinauf in die Höh'.
Ich glaube, die Wellen verschlingen
Am Ende Schiffer und Kahn;
Und das hat mit ihrem Singen
Die Lore - Ley gethan.
Textauszug:
Nachtgedanken 1843
Denk ich an Deutschland in der Nacht,
Dann bin ich um den Schlaf gebracht,
Ich kann nicht mehr die Augen schließen,
Und meine heißen Tränen fließen.
Die Jahre kommen und vergehn!
Seit ich die Mutter nicht gesehn
Zwölf Jahre sind schon hingegangen,
Es wächst mein Sehnen und Verlangen.
Mein Sehnen und verlangen wächst.
Die alte Frau hat mich behext,
Ich denke immer an die alte,
Die alte Frau, die Gott erhalte!
Die alte Frau hat mich so lieb,
Und in den Briefen, die sie schrieb,
Seh' ich wie ihre Hand gezittert,
Wie tief das Mutterherz erschüttert.
Die Mutter liegt mir stets im Sinn,
Zwölf lange Jahre flossen hin,
Zwölf lange Jahre sind verflossen,
Seit ich sie nicht an' s Herz geschlossen.
Deutschland hat ewigen Bestand,
Es ist ein kerngesundes Land,
Mit seinen Eichen seinen Linden,
Werd' ich es immer wiederfinden.
Nach Deutschland lechzt' ich nicht so sehr,
Wenn nicht die Mutter dorten wär';
Das Vaterland wird nie verderben,
Jedoch die alte Frau kann sterben.
Seit ich das Land verlassen ha',
So viele sanken dort in' s Grab,
Die ich geliebt - wenn ich sie zähle,
So will verbluten meine Seele.
Und zählen muß ich - mit der Zahl
Schwillt immer höher meine Qual,
Mir ist als wälzten sich die Leichen
Auf meine Brust - Gottlob! sie weichen!
Gottlob durch meine Fenster bricht
Französisch heit'res Tageslicht;
Es kommt mein Weib, schön wie der Morgen,
Und lächelt fort die deutschen Sorgen.
Textauszug:
Ideen. Das Buch Le Grand
Ja. Madame, dort bin ich geboren, und ich bemerke dieses ausdrücklich für den Fall, daß etwa, nach meinem Tode, sieben Städte... sich um die Ehre streiten, meine Vaterstadt zu seyn. Düsseldorf ist eine Stadt am Rhein, es leben da 16000 Menschen, und viele hunderttausend Menschen liegen noch außerdem da begraben...Die Stadt Düsseldorf ist sehr schön, und wen man in der Ferne an sie denkt, und zufällig dort geboren ist, wird einem wunderlich zu Muthe. Ich bin dort geboren, und es ist mir, als müßte ich gleich nach Hause gehn. Und wenn ich sage nach Hause gehn, so meine ich die Bolkerstraße und das Haus, worin ich geboren bin. Dieses Haus wird einst sehr merkwürdig seyn, und der alten Frau, die es besitzt, habe ich sagen lassen, daß sie bey Leibe das Haus nicht verkaufen solle. Für das ganze Haus bekäme sie jetzt doch kaum so viel wie schon allein das Trinkgeld betragen wird, das einst die grünverschleyerten, vornehmen Engländerinnen dem Dienstmädchen geben, wenn es ihnen die Stube zeigt, worin ich das Licht der Welt erblickt, und den Hühnerwinkel, worin mich Vater gewöhnlich einsperrte, wenn ich Trauben genascht, und auch die braune Thüre, worauf Mutter mich die Buchstaben mit Kreide schreiben lehrte - ach Gott! Madame, wenn ich ein berühmter Schriftsteller werde, so hat das meiner Mutter genug Mühe gekostet.