1836-38 erscheint sein didaktisches Hauptwerk «Weisheit des Brahmanen». Darin erweist er sich selbst als der hochgelehrte, in erhabener Ruhe die Welt überblickende Weise. Auch wenn das Werk, vielleicht beeinflusst durch den «Cherubinischen Wandersmann» des Angelus Silesius, für den heutigen Leser in seinen durchgehenden Alexandrinern recht eintönig wirkt, so zeigt es doch Rückerts tiefe Einsichten und liebende Religiosität, abseits aller Dogmatik des württembergischen Protestantismus’, in dem er lebt. Seine Beschäftigung mit den Weisheiten anderer Weltreligionen schlägt sich hier beeindruckend nieder. Kurz darauf folgen «Brahmanische Erzählungen», «Sieben Bücher Morgenländischer Sagen und Geschichten» «Erbauliches und Beschauliches aus dem Morgenland». Seine Situation in Erlangen mit seiner provinziellen Enge, in der der weltläufige Gelehrte nicht verstanden wird, erweist als immer bedrückender für ihn. Er kauft das Gut Neuses als Alterssitz, folgt aber 1841 hocherfreut einem Ruf als Orientalist nach Berlin. Gleichzeitig beschließt er keine Gedichte mehr zu veröffentlichen. Seine Hoffnungen in der Berliner guten Gesellschaft wirken zu können und auch aktiv am Theaterleben teilhaben zu können erweisen sich als trügerisch. Trotz etlicher dramatischer Werke, die sich sämtlich als bühnenuntaugliche Lesedramen entpuppen, vereinsamt er immer mehr. Als Hochschullehrer ist er jedoch dennoch erfolgreich. Erfindet viele Schüler, die in seinem Sinne über seine Lebenszeit hinaus wirken sollten. Auch ist er äußerst produktiv in seiner orientalistischen Arbeit. Er veröffentlicht die dichterische übersetzung der mehr als tausend Gedichte der altarabischen Sammlung «Hamasa» (1846) sowie der Poesie des vorislamischen Dichters Imru’lqais (1843). Ausgerechnet im März 1848 verlässt der kränkelnde Dichter Berlin für immer. In den folgenden Jahren widmet er sich mehr philosophischen Themen, lernt aber auch das Malaiische, die südindischen Sprachen, das Armenische und das Koptische hinzu. Auch wendet er sich wieder der klassischen Philologie zu. Der Tod seiner Frau Luise im Juni 1857 trifft Rückert schwer. Er lebt von nun an noch zurückgezogener und seine älteste Tochter Marie sowie seine Schwiegertochter Alma leisten ihm auf Gut Neuses oft Gesellschaft. Letzterer widmet er auch eines seiner letzten Gedichte , bevor er am 31. Januar 1866 stirbt. Bis zuletzt hatte er aktiv in Sprachen und Dichtung gearbeitet und kurz vor seinem Tode schrieb er: « ...Wenn ich noch zehn Jahr leben soll - zu arbeiten hab ich genug.» In der Einleitung zu seiner Übersetzung des «Hamasa» schrieb er einst: Es ist mein Volk, das große, Das sendet täglich aus Die Söhn’ aus seinem Schoße, Zu führen in sein Haus Die Völker aller Zungen, und wunderbar erklungen Ist da ein Weltgespräch beim Schmaus...